Ausdauertest am rechten Fahrstreifen.
Die wahre Ökologie der elektrischen Fortbewegung liegt wohl im verringerten Tempo und dem gleichmäßig langsamen Fahrstil, der durch die Technologie aufgezwungen wird. Es sei denn, ich möchte alle 150km nachladen.
Wie sieht meine Ökobilanz im Vergleich aus, wenn ich in einer Limousine der gehobenen Mittelklasse mit Dieselmotor neuester Machart mit 120km/h über die Autobahn krieche und keine 700kg Ballast bewegen muss? Das wird noch in einem Beitrag zu beleuchten sein.
Nach fast 4.000km Langstrecke mit einer Geschwindigkeit, die selbst meiner Frau entschieden zu langsam ist, stellt sich eine fatalistische Grundeinstellung ein; eine batteriebetriebene Schicksalsergebenheit, die von einem resignierten Hinnehmen des Unabänderlichen bis zur enthusiastischen Verherrlichung der bestehenden Gegebenheiten und der sich darin heroisch behauptenden Passagiere reicht.
Die ‚amor fati’ („Liebe zum Schicksal“) eines Friedrich Nietzsche ist Ausgangspunkt einer Wahrnehmungsverschiebung auf der deutschen (und österreichischen) Autobahn, die sich wie folgt zusammenfassen lässt:
BISHER („old school“ Verbrennungskraftmaschine):
- Ford Transit am linken Fahrstreifen …
- „Hindernis!“
- Geschwindigkeitsbegrenzung …
- „Hindernis!“
- Baustelle …
- „Hindernis!“
- Regen und Nebel …
- „Hindernis!“
- Rote Ampel …
- „Hindernis!“
- LKW links …
- „Skandal!“
AKTUELL (Elektrofahrzeug):
- Ford Transit am linken Fahrstreifen …
- „Ich häng’ mich in den Windschatten!“
- Geschwindigkeitsbegrenzung …
- „Konstant weiter fahren. Jetzt zeig‘ ich‘s allen!“
- Baustelle …
- „Konstant weiter fahren. Jetzt zeig‘ ich‘s allen!“
- Regen und Nebel …
- „Konstant weiter fahren!“
- Rote Ampel …
- „Rekuperation und Beschleunigung. Jetzt zeig‘ ich‘s allen!“
- LKW links …
- „Rekuperation und Beschleunigung. Huiiiiiiiiii!“
Das Nothwendige nicht bloss ertragen, noch weniger verhehlen sondern es lieben.
F. Nietzsche
Diese Liebe zum elektromobilen Schicksal ist eine Barriere, die Zweifel und Kritik abprallen lässt und uns für die Reise in eine vermeintlich grüne Zukunft mit trügerischer Zuversicht und Selbstvertrauen ausstattet.
Sagt man nicht auch, dass Liebe blind macht …?